Wo Gott hockt
Olga Tucek • 25.04.2025 • SteinliChäller Möhlin





Drei Kirchen im Dorf – mehr Gott geht nicht!
Freitag, 25. April 2025, 20.00 Uhr, SteinliChäller Möhlin: ein Stuhl, ein Akkordeon und ein kleiner Tisch mit mehreren Figürchen unterschiedlicher Göttinnen warteten auf Olga Tucek, eine facettenreiche Künstlerin, die sich mit dem Publikum einen Abend lang fragte, wo denn Gott hockt.
4313Kultur hatte am vergangenen Freitagabend die hier noch unbekannte Künstlerin Olga Tucek ins Programm genommen. Mit ihrer Frage, wo Gott hockt, und ihrer kurzen Einleitung zum bevorstehenden Abend konnte das Publikum zwar ein paar Vorstellungen entwickeln, wie sich der Abend gestalten könnte. Doch was dann von der Künstlerin musikalisch und gedanklich-inspirierend geboten wurde, war phänomenal: Poetische Wort- und Denkkunst vom Feinsten! Sie selbst bezeichnet sich als Musikerin, Spinnerin, Aktivistin und noch einiges mehr, und genauso vielfältig sind die Ideen und Überlegungen in ihren Texten und Liedern, die sie alle selbst schreibt.
Grosse Fragen und doch noch keine klaren Antworten
Spannend war vor allem, dass viele der Fragen, die Olga Tucek ansprach, sicher den einen oder die andere auch schon beschäftigt haben – aber eine wirkliche Antwort hat bis jetzt noch niemand gefunden.
Tucek stellte fest, dass Möhlin als Dorf der drei Kirchen wohl besonders fromm sein müsste, und philosophierte dann darüber, in welcher der drei Kirchen Gott wohl eine WG mit Kellerasseln, Kirchenmäusen und Holzwürmern in der Kirchenbank habe. Ob wohl auch Leichen im Keller seien? Diese Art der bildhaften Sprache zog sich durch den gesamten Abend und war wohl das Faszinierendste überhaupt, denn Tucek kreierte bei jedem der Anwesenden eigene Bilder und Gefühle, und doch waren alle gemeinsam unterwegs.
Kunst soll Visionen entwerfen
Die Zuschauenden wurden an diesem Abend sehr gut mitgenommen, zeitweise herrschte eine fast atemlose Stille, wenn sich Tuceks Stimme mit dem Akkordeon verband und beispielsweise fragte, wo denn die kleinen Jungs von früher geblieben seien in Anbetracht der vielen erwachsenen «Bösewichte», die momentan das Sagen haben. Auch das Lied «Die Alte vom Berg» schuf eine nachdenkliche Stimmung, liess gleichzeitig jedoch ebenso einen Hoffnungsschimmer zu: «Alles, was kommt, muss auch wieder gehen!», so dass immer wieder Neues nachkommen kann.
Die Frage, wo denn nun Gott hockt, konnte zwar nicht abschliessend beantwortet werden, doch das Publikum nahm viele Gedankenanstösse mit, wo er denn zu suchen sein könnte. Und eine Unbekannte wird Tucek für die anwesenden Gäste auch nicht mehr sein.
Mit viel Applaus wurde Olga Tucek verabschiedet, und ihren Tipp, «durchs Leben wandern mit leichtem Gepäck, […], Bescheidenheit als Kompass, Humor als Wanderstab» darf sich jeder und jede sehr gern zu Herzen nehmen.
Autorin: Astrid Pfoster
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