Brenzlig
Simon Enzler • 23.05.2024 • SteinliChäller
Brenzlige Zeiten meistern mit Humor und Hintersinn
Gespannt wartete das Publikum im SteinliChäller Möhlin am 23. Mai 2024 auf den angekündigten Star des Abends: Die Kulturkommission Möhlin hatte Simon Enzler mit seinem Programm «brenzlig» eingeladen und konnte «full house» vermelden.
Enzler machte sich zu vielen Zeitthemen kritische Gedanken und brachte sie mit seinem markanten Appenzeller Dialekt pointiert auf den Punkt. Ob hohe Benzinpreise, Social Media oder bewusste Ernährung, er nahm kein Blatt vor den Mund – immer mit einem Zwinkern im Augenwinkel.
Von lärmenden Laubbläsern bis zu hohen Studien in Promenadologie
Ein besonderer Aufreger für Enzlers Bühnenfigur war der fast überall gegenwärtige Laubbläser. Sei es nun in der städtischen Umgebung oder bei der «Heuet» in den Bergen – diese «zentral gesteuerten Richtlärmkanonen» raubten den letzten Nerv, weil sie überall mit derselben unangenehmen Frequenz im Einsatz seien!
Erstaunt äusserte Enzler sich über heutige Berufe. Man könne ja fast alles, was man sich (nicht) vorstellen könne, erlernen oder studieren: beispielsweise Hundefutter-Vorkoster oder Promenadologie – er habe recherchiert und tatsächlich einen solchen Studiengang gefunden. Als kleiner Junge habe er bereits ganz klare Vorstellungen von seiner Zukunft gehabt, und die Auswahl an Berufen sei damals recht überschaubar gewesen. Seine heutige Tätigkeit als Komiker sei früher höchstens ein Hobby gewesen.
Gegen Ende hin wurde es dann noch ein wenig philosophisch, denn Enzler sinnierte, dass die Wirklichkeit in der Erinnerung immer mit einem verklärten Blick betrachtet würde. Die Nostalgie sei gewissermassen das «Botox der schlaffen Erinnerungen» oder die «Schönheitschirurgin der banalen Vergangenheit». Allein dieser bildliche Vergleich liess das Publikum in nicht enden wollende Lachsalven ausbrechen!
Die erstaunlichen Vorteile des Alters
Mit dieser erstaunlichen Feststellung beschloss Enzler den unterhaltsamen Abend. Im Alter habe man gewisse (Berufs-)Risiken überlebt, die Menschen rundherum erschienen aufgrund der schlechteren Sehkraft schöner oder Themen seien nicht mehr so relevant – die Zukunft sei ja nicht mehr so lang wie für die jungen Leute, da könne man etwas milder sein. Mit diesen Gedanken beendete er genau um 22.08 Uhr mit einer Punktlandung den offiziellen Teil des Abends, denn vor jeder Aufführung sage er einen Zeitpunkt für das Ende voraus – man müsse schliesslich wissen, wann man aufhören müsse. Der anhaltende Applaus des begeisterten Publikums liess ihn dann das Aufhören noch weitere zehn Minuten verschieben, bis Enzler dann sein Publikum endgültig in die Nacht entliess.
Autorin: Astrid Pfoster
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